Ohne Startkapital ins Eigenheim

In der Werbung einiger Anbieter wird der Bau oder Kauf von Immobilien ohne Startkapital angepriesen. Normalerweise werden bei Baufinanzierungen 20-30% Eigenkapital vorausgesetzt, doch können Immobilien auch ohne jegliche Ersparnisse erworben werden, da eine wachsende Zahl von Anbietern Kredite über den vollen Immobilienpreis gewähren.

Die Notargebühren und Grunderwerbssteuern sind gelegentlich in den Vollfinanzierungsangeboten enthalten. Die Zinsen einer Vollfinanzierung können mitunter 0,2 bis 0,4 Prozentpunkte mehr betragen als bei einem Hypothekendarlehen von 80% des Kaufpreises. Die höheren Zinsen und der zusätzliche Kreditbedarf haben jedoch erhebliche Auswirkungen auf die monatliche Belastung:

Bei einer Immobilie mit einem Kaufpreis von 200.000 € würde eine Vollfinanzierung mit 5% Zinsen und 2% Anfangstilgung bspw. eine monatliche Rate von EUR 1.167 bedeuten. Eine Standardfinanzierung mit 20% Eigenkapital und einem Zinssatz von 4,7% würde eine vergleichsweise niedrige Rate von EUR 893 ergeben. Falls bei einer Vollfinanzierung auch für die Nebenkosten ein Kredit aufgenommen werden müsste, wird das Ganze noch teurer.

Doch nicht nur zusätzliche Kosten sondern auch zusätzliche Risiken sollten bei einer Vollfinanzierung bedacht werden. Treten in den Jahren nach dem Immobilienerwerb oder Bau Gründe auf, weswegen das Haus wieder verkauft werden soll bzw. muss, kann der vollständige Investitionsbetrag nur in seltenen Fällen zurück erworben werden. Egal, ob ein berufsbedingter Standortwechsel, Arbeitslosigkeit oder eine Scheidung der Grund sind – möglicher Weise bringt der Verkauf des Eigenheims (oder gar eine Zwangsvollstreckung) nicht genug Geld für die Rückzahlung des Kredits ein. Dann bleibt vom Traum vom Eigenheim nur noch ein Haufen Schulden übrig.

4 Kommentare bei „Ohne Startkapital ins Eigenheim“

  1. Wie toll das läuft mit den 100% Finanzierung kann man in den USA gerade live erleben.

  2. Richtig 🙂

    In unseren Augen ist eine Vollfinanzierung aber wie gesagt auch nicht gerade die erste Wahl.

  3. tja, das ist immer das Selbe, nach jedem Schweinezyklus haben die Kreditsachbearbeiter – Generationen gewechselt und alle versuchen sich zu unterbieten. Noch vor 2-3 Jahren war eine 100%-Finanzierung undenkbar, in den 90-igern Gang und Gäbe.

  4. Schon der Zinsunterschied von bis zu mehr als 0,50 Prozentpunkten sollte einen Bauherren nachdenklich werden lassen. In der Regel sind für Finanzierungen oberhalb von 60 Prozent des Verkehrswertes die ersten Zinsaufschläge zu entrichten und nicht umsonst wird dem Bauherren eine Eigenkapitalquote von mindestens 20 Prozent empfohlen. Dabei sind es dann nicht nur die hohen Raten, die den Kreditnehmer schnell an seine finanzielle Belastungsgrenze bringen können, sondern auch das Unvermögen, aufgrund dieser Belastung die erforderlichen Rücklagen für Instandhaltung oder zusätzliche Kosten zu bilden. Aber wie mein Vorredner so schön schrieb: jede Wirtschaftsphase hat ihre eigenen Gesetze und derzeit prügeln sich die Banken regelrecht um die Kunden.

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