Bargeldlose Welt – Wann stirbt das Bargeld aus

Ursprünglich kam die Menschheit ganz ohne Geld aus, es wurde Ware gegen Ware getauscht. Nun steht wieder ein großer Umbruch an. Die Zeit, in der eine Zahlung abermals ohne Papiergeld und Münzen abgewickelt wird, scheint nicht mehr fern zu sein. Wer Geld in seiner Funktion als Zahlungsmittel nutzt, braucht es heute nicht mehr physisch mit sich herumzutragen. Buch- oder Giralgeld ist das Geld der Zukunft.

Welche Alternativen gibt es zum Bargeld?

  • Kontobuchung: beleghaft oder online
  • Kartenzahlung: Debit- und Kreditkarte
  • Mobiles Bezahlen: Smartphone sowie Tablet
  • elektronischer Zahlungsverkehr über Zahlungsdienstleister wie PayPal
  • Cybergeld

Zahlungen können von Konto zu Konto verschickt werden. Dies erfolgt mittels Überweisung, Lastschrift und Scheck oder durch Debit- und Kreditkartenzahlungen. Dies kann herkömmlich mit PIN oder Unterschrift oder kontaktlos per Funk mittels Chip geschehen. Dies funktioniert ebenso mit Smartphone oder Tablet. Längst können Zahlungen auch, ohne direkt das Konto des Empfängers anzugeben, abgewickelt werden. Dazu wird das Internet genutzt, über Bezahldienste wie paydirekt oder externe Dienstleister wie Telekommunikationsunternehmen. Mit einer App auf dem Smartphone kann man heute ganz unkompliziert und selbstverständlich Geld an Freunde weiterleiten. Das Zahlen mittels Fingerabdruck oder einem Microchip unter der Haut ist ebenfalls schon möglich. Die neue Technologie der Blockchain ermöglicht das Schaffen und Transferieren von virtuellem Geld, so genanntem Cybergeld.

Wie entwickelt sich der bargeldlose Zahlungsverkehr international?

Weltweit wurden 2016 erstmals mehr Waren und Dienstleistungen mit Karten bezahlt als mit Bargeld, im Umfang von fast 23 Billionen Dollar. Vor allem in den Schwellenländern werden von der insgesamt jüngeren Bevölkerung moderne Bezahl-Technologien und unbare Zahlungsverfahren genutzt. Vorreiter sind asiatische Staaten, beispielsweise China oder Indien. Die Prognose für asiatische Schwellenländer geht von einem Anstieg der bargeldlosen Transaktionen von 30,9 Prozent bis 2020 aus. Global wird mit einer Zunahme der digitalen Bezahlvorgänge von 10,9 Prozent gerechnet. Auch in Deutschland ist die Entwicklung nicht aufzuhalten, geht jedoch wesentlich langsamer vonstatten.

Wie sieht die Situation in Deutschland konkret aus?

In der Bundesrepublik betrug 2016 der Anteil der Kartenzahlungen an allen Transaktionen nur 22 Prozent, während im deutschen Einzelhandel noch reichlich die Hälfte des Umsatzes mit Scheinen und Münzen beglichen wurde. Die Deutschen lieben ihr Bargeld, insbesondere die ältere Generation. Die meisten Umsätze werden immer noch bar bezahlt, vor allem kleine Beträge. Dennoch geht die Entwicklung auch hier weg vom schweren, kompakten Portemonnaie. Laut Bundesbank stieg von 1995 bis 2015 die Anzahl der ausgegebenen Kreditkarten in Deutschland um etwa 60 Prozent auf fast 28,7 Mio. Karten. Die durchschnittlich mit Kreditkarte beglichenen Rechnungen waren mehr als viermal so hoch wie die bar bezahlten Beträge, sie lagen bei 59 Euro. Im übrigen Europa entwickelt sich das bargeldlose Zahlungsverhalten deutlich dynamischer, allen voran in den skandinavischen Ländern. 80 Prozent aller Transaktionen in Schweden werden elektronisch oder per Bankkarte getätigt. In Dänemark unterstützt die Regierung aktiv die Verdrängung des Bargelds. Sie erließ ein Gesetz, demnach seit dem vergangenen Jahr Einzelhändler, Tankstellen und Restaurants nicht mehr verpflichtet sind, Scheine und Münzgeld entgegenzunehmen. Mehr als ein Viertel aller Dänen soll bereits mit der App „Mobile Pay“ in Supermärkten zahlen.

Welche Vorteile hat das bargeldlose Bezahlen?

Die Transaktionen werden einfacher und schneller. Dem Kunden wird es in der bargeldlosen Welt so bequem wie möglich gemacht. Wer mit dem Smartphone im Supermarkt zahlt, braucht nur noch das Gerät vor den Kassenscanner zu halten. Das Abkassieren geht rasch, es bilden sich nicht unbedingt solche Schlangen, wie durch Oma Krause, die nach einem 2-Cent-Stück sucht. Der Handel muss sein Personal nicht mit aufwendigem Geldzählen und Abliefern beschäftigen, das die Bezahlung verteuert. Der unbare Zahlungsverkehr ist daher insgesamt wesentlich effizienter. Die Transaktionen sind für staatliche Organe besser zu verfolgen und Kriminalität ist besser zu bekämpfen, etwa Steuerhinterziehung, Geldwäsche, Schwarzarbeit und Terrorfinanzierung. Der deutsche Staat erhält schätzungsweise jährliche Mehreinnahmen in Höhe von 35 Milliarden Euro durch Eindämmung von Schattengeschäften. Für Privatleute ist Reisen ohne Bargeld leichter, beim Verlust der Kreditkarte beschränkt sich deren Haftung auf einen Minimalbetrag von 50 Euro.

Welche Hürden müssen überwunden werden?

Einzelhändler und Geschäftsleute zahlen in Deutschland noch durchschnittlich 1,25 Prozent der Transaktionssummen an Banken und Kreditkartenanbieter. Das fördert die Bargeldkultur der Deutschen, weil es dadurch zu wenige Angebote zur Kartenzahlung im Handel und Dienstleistungsgewerbe gibt. Die Angst, Opfer von digitaler Kriminalität zu werden, ist in der Bundesrepublik weit verbreitet. Niemand möchte ein gläserner Kunde sein, Bedenken wegen Datenmissbrauch und staatlicher Überwachung kommen hinzu. Was passiert, wenn Daten oder Smartphone gestohlen werden? Auch darauf müssen Anbieter überzeugende Antworten finden. Dass Menschen durch Kartenzahlungen und Klicks im Internet mehr ausgeben als geplant, ist längst erwiesen. Wer mit Banknoten und Hartgeld bezahlt, bleibt anonym und hat stets den Überblick, welche Summen er noch ausgeben kann. Eine Welt ohne Bargeld könnte ökonomische Verwerfungen mit sich bringen, beispielsweise mehr Schulden, die Ausweitung des Geldumlaufs und Inflation. Eine bargeldlose Gesellschaft würde es Banken ermöglichen, negative Zinsen auf Guthaben von jedermann zu verlangen.

Fazit

Der Aufbruch in eine Welt ohne Bargeld ist nicht mehr zu stoppen. Bargeld wird sich jedoch nicht so einfach abschaffen lassen, wie manche Experten derzeit meinen. Der unbare und bare Zahlungsverkehr werden noch lange nebeneinander existieren und sich ergänzen. Trotz Kriminalität und Bedenken wird sich der Anteil der innovativen bargeldlosen Zahlverfahren, wie Mobile Payment, Fingerpayment oder Bezahlung per RFID-Chip, global weiter erhöhen. Der zunehmende E-Commerce und die Verbesserung der Kartensicherheit in Verbindung mit lukrativen Konditionen, zum Beispiel kostenlosen Kreditkarten, werden zur flächendeckenden Verbreitung des digitalen Bezahlens beitragen. Die vielen Internetanbieter für Finanzthemen, wie zum Beispiel für die bargeldlosen Zahlverfahren, Geldtransfers oder zum Finden von passenden Online-Krediten (smava), tragen ihren Teil zu einer bargeldlosen Welt bei. Für viele Wirtschaftsteilnehmer überwiegen die Vorteile des bargeldlosen Zahlens schon heute.

Quellen:
https://archiv.wirtschaftsdienst.eu/jahr/2015/8/mit-bargeld-zahlen-ein-auslaufmodell/
http://www.faz.net/aktuell/finanzen/digital-bezahlen/digitales-bezahlen-auf-dem-vormarsch-in-schwellenlaendern-15231165.html
http://www.marketagent.com/webfiles/pdf/pressemeldungen/%7B99CFE04A-A596-47D7-B972-79F117BAEF71%7D.PDF
http://www.wiwo.de/finanzen/geldanlage/moderne-zahlsysteme-wie-bargeldlos-ist-unsere-zukunft/9716606.html

2 Kommentare bei „Bargeldlose Welt – Wann stirbt das Bargeld aus“

  1. Cooler Artikel, danke für die Infos!

  2. Gut geschriebener Beitrag. Hat mich zum Nachdenken gebracht.

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